Start-Ups

LERNE MENSCHEN KENNEN, DIE BEREITS GEGRÜNDET HABEN

Annette Dold

Die Fotorechte liegen bei Annette Dold.

 

 

 

Seit vielen Jahren begleite ich Teams und Führungskräfte im Arbeitsalltag. Dabei liebe ich es zu sehen, wie Menschen mutig sind, an neuen Aufgaben wachsen und ihr volles Potenzial einsetzen. Als systemische Coach stelle ich Fragen, höre zu und denke mit.

Was hast du gegründet?

Ich bin selbständig tätig. Mein Angebot reicht über mit systemisches Coaching und Supervision bis hin zu Teamentwicklung, agile Projektbegleitung und mehr.

Welchen Impuls gab es für Dich zu gründen?

Ich bin schon mein ganzes Berufsleben hindurch ein sehr selbstbestimmter und freiheitsliebender Mensch. Dabei habe ich mich nie vor Verantwortungsübernahme gescheut, was mich recht früh schon in Leitungsfunktion brachte. Der Impuls mein eigenes Unternehmen zu gründen, erschien mir irgendwann wie der logische nächste Schritt. Dabei schätze ich die Flexibilität und Eigenverantwortung, die ich in meinem Beruf täglich neu leben darf.

Als Selbstständige sieht dein Arbeitsalltag bestimmt anders aus als bei vielen anderen in der SAGE-Praxis*. Lass’ uns gerne an einem Tag teilhaben und skizziere ihn für uns:

Puh, das ist gar nicht so einfach. Einen klassischen Arbeitsalltag, wie ich ihn aus meinen früheren Tätigkeiten kenne, gibt es eigentlich nicht mehr. Tatsächlich bin ich einerseits sehr selbstbestimmt und frei, in dem was ich wann erledigen möchte. Andererseits ist mein Alltag auch immer wieder bestimmt von Aufträgen, Projekten, Anfragen, die stets zeitnah und mit Priorität behandelt werden. Konkret heißt das, dass ich je nach Arbeitsaufkommen mal stark durchstrukturierte Tage und dann auch wieder große Freiheiten habe. Insgesamt glaube ich, gelingt es mir, besser angepasst an meinen Biorhythmus tätig zu sein. Mir liegt es, morgens meine Zeit zu haben, mit Ruhe und einer heißen Tasse Tee in den Tag zu starten. Dafür bin ich häufig bis in die Abendstunden unterwegs, vor allem wenn mich ein Auftrag örtlich weiter weg führt und ich im Anschluss an ein Coaching oder Teamevent noch LinkedIn Beiträge, Dokumentation oder Buchhaltung zu erledigen habe.

Wir alle haben oft Ideen und denken “Das würde ich gerne anders machen” – und doch trauen wir uns nicht den Weg der Gründung, weil wir nicht wissen, wie. Kannst Du einmal berichten, wie Du vorgegangen bist?

Auch hier gibt es sicher viele Wege, wie ein kluges Vorgehen aussehen kann. Ich bin vermutlich nicht das beste Beispiel. Bei mir reifte der Gedanke einer Selbständigkeit langsam und zögerlich zu einer konkreten Idee heran. Dabei habe ich anfangs viel mit Freunden überlegt, wie man vorgeht, was es zu bedenken gibt, positiver und negativer Art. Irgendwann habe ich Kontakte zu Menschen gesucht, die den Schritt bereits erfolgreich geschafft haben. Von dort habe ich viele hilfreiche Tipps erhalten, beispielsweise was es bei Gewerbeanmeldung und Steuer zu berücksichtigen gibt. Dadurch, dass ich in meinem Umfeld darüber gesprochen habe, haben viele Freunde quasi „mitgefiebert“, mir interessante Artikel zur Unternehmensgründung zugespielt, beim Bau einer Webseite geholfen und vieles mehr. Gerade bei der Webseite habe ich mir auch Angebote von professioneller Seite eingeholt, konnte dann letztlich aber nicht abschätzen, was es tatsächlich braucht. Deswegen habe ich vieles selbst ausprobiert und umgesetzt. Das war zeitintensiv und hat den Gründungsprozess sicher verlangsamt, ich habe diese Zeit jedoch auch als sehr intensiv und lehrreich in Erinnerung, weshalb es mir heute noch ein Schmunzeln auf’s Gesicht zaubert.

Was hättest du auf dem Weg zur Gründung mit dem Wissen heute anders gemacht?

Es gibt Möglichkeiten im Gründungsprozess mehr professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mittlerweile kenne ich einige gute Anlaufstellen, wie die Gründungsberatung, Start Up Netzwerke und Stipendien. Auch beim Gestalten der eigenen Marke, wie Name, Logo, Webauftritt, gibt es Profis, die sich richtig gut auskennen und dir eine individuelle Lösung gestalten können. Ich habe auf dem Weg zur Selbständigkeit nahezu alles selbst erarbeitet und dabei viel ausprobiert. Das war einerseits unglaublich spannend und lehrreich, andererseits habe ich auch einige Fehler gemacht, wie bspw. eine SEO-Optimierung meiner Texte außer Acht gelassen, was im Nachhinein deutlichen Extraaufwand bedeutete. Ich glaube mit dem Wissen von heute würde ich im Prozess differenzierter überlegen, wann es sinnvoll ist, etwas selbst zu erschaffen und wann auch externe Unterstützung wertvoll sein kann. Außerdem rate ich allen, die mit dem Gedanken einer Gründung spielen, sich Gedanken über ein Startkapital zu machen.

Du hast Soziale Arbeit bzw. in den SAGE-Professionen studiert. Wenn du dich zurück erinnerst: Was trägt dich aus dem Studium bis heute und hat Einfluss auf deine Idee und Gründung gehabt?

Ich habe Soziale Arbeit und Sozialwirtschaft studiert. Schon immer war ich begeistert von der Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten, die sich mit diesem Studienprofil eröffnen. Die SAGE-Professionen prägen Berufsbilder von der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bis hin zu Menschen in hohen Lebenslagen. Egal ob aufsuchend, beratend, helfend, koordinierend – die Bandbreite an Einsatzfeldern ist umfangreich und vielfältig. Diese „alles-ist-möglich“-Idee trägt mich bis heute und nimmt sicher auch Einfluss auf die Entscheidung aktuell selbständig tätig sein zu wollen.

Was hättest du rückblickend gerne im Studium bereits für die Gründung vermittelt bekommen?

Meiner Meinung nach bildet das Studium die Basis für das Gestalten einer eigenen berufliche Identität, die man im Laufe des Erwerbslebens weiterentwickelt, schärft, verändert. Ich vermisse daher keine fachlichen und rechtlichen Details für eine Gründung, da vermutlich die wenigste Absolventen bereits mit diesem Ziel vor Augen ihr Studium abschließen. Vielmehr kommen diese Gedanken und Entscheidungen im Laufe des aktiven Berufslebens auf. Als hilfreich empfinde ich, wenn im Studium die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten dargestellt und Anlaufstellen für konkrete Nachfragen – vor und nach Abschluss – aufgezeigt werden. Mit diesem Wissen kann ich mir dann, wenn ich tatsächlich vor entsprechenden Entscheidungen stehe, die dafür richtige Beratung und Unterstützung einholen.

Was möchtest du den Studierenden und deinen zukünftigen Professions-Kolleg:innen für eine Gründung mit auf den Weg geben?

Ich denke die wichtigste Frage, die sich jede:r stellen sollte, ist die, wann ein Arbeitstag mit Erfüllung endet. Ich bin überzeug davon, dass wir dann am produktivsten sind, wenn wir bei dem, was wir tun, auch glücklich sind. Und um das individuell passende Arbeitsfeld zu finden, hilft oft nur Ausprobieren.

*SAGE: Soziale Arbeit, Erziehung und Gesundheit

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